Lewitz Blog

Geschichten über Lewitzer Leute

Viele Lewitzer sorgen dafür, dass im weiten Wiesenland bei Schwerin etwas los ist - oft ehrenamtlich, in einem oder gleich mehreren Vereinen. In der Lewitz heimisch zu sein heißt, sich für das gemeinschaftliche Leben zu engagieren -  alte Bräuche zu pflegen, Feste zu feiern oder einfach nur Spaß zu haben und das Zusammensein mit Nachbarn, Freunden, Bekannten und Gästen zu genießen. Unseren Blog möchten wir nach und nach mit Erzählungen über genau diese rührigen Mecklenburger füllen, die mit Leib und Seele ihre Heimat rocken.

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Der Kartoffeldoktor und seine Frau - ein Herz für alles, was in heimischen Gefilden wächst.

Der Kartoffeldoktor und sin Fru

26. Februar 2021

Mit Herz und Seele für die Kartoffel und das sagenhafte Kulturgut der Lewitz

Foto: Lewitz e.V.Vollblut-Ehrenämtler, rührige (Un-)Ruheständler, „sagenhafte“ Buchautoren, leidenschaftliche Pflanzenkenner, begeisterte Tüftler am eigenen Herd, immer mittendrin und dabei – das sind der Lewitzer Kartoffeldoktor Frank Löser und seine Frau Evemarie. Oft mit im Gepäck: ihre Bücher über Tipps, Tricks und Rezepte zu heimischen Früchten, Kräutern und Gemüsesorten. Gerade aktuell erschienen: eine komplett plattdeutsche Version ihrer „Sagen und Geschichten der Kulturlandschaft Lewitz“. Ein liebenswertes Gespann, das uns mit Herzblut, Verstand und Szenen einer Ehe erheitert, während wir bei verschiedensten Gelegenheiten ihre selbstgemachten Marmeladen und Chutneys kosten und in ihren Werken schmökern dürfen.

Foto: TMV/Foto@Andreas-Duerst.deHans Dampf in allen Gassen und sein Hauptgewinn
Dabei kommt der Kartoffeldoktor eigentlich gar nicht aus der Lewitz, sondern wurde in Lößnitz bei Freiberg in Sachsen geboren. Unüberhörbar bis heute: sein sächsischer Slang. Berühmt berüchtigt: Sein loses Mundwerk, das selbst die schlagfertigsten Zeitgenossen dann und wann für einen Moment sprachlos dastehen lässt. Manchmal nur knapp über der Gürtellinie, immer mit dem Schalk im Nacken – hart, aber herzlich sozusagen. Gerade das macht ihn zu einem beliebten Gast auf Veranstaltungen. Weihnachtsmärkte, Ernte-, Scheunen-, Burg- oder Museumsfest, überall ist er mit seinem charakteristischen Kostüm ein Hingucker. Nie weit weg: Seine Frau Evemarie, die wie er keine Mecklenburgerin ist, sondern ursprünglich aus der Nähe von Weimar stammt. In ihr begegnete er 1989 in Schwerin seinem persönlichen Sechser im Lotto. Beide hatte es beruflich in die mecklenburgische Landeshauptstadt verschlagen. Ziemlich schnell war es damals geschehen um die zwei lauten, impulsiven Persönlichkeiten, die schon auf politischem Parkett gut miteinander streiten konnten. Beide Eltern jeweils zweier erwachsener Kinder, fanden nun miteinander im zweiten Anlauf ihr Glück.

Foto: Lewitz e.V.„Perfect Match“ im Experimentieren mit Früchten und Kräutern vom Wegesrand
Ein eingespieltes Team sind sie, wenn sie bei verschiedensten Gelegenheiten mit ihrem kleinen Stand anrücken, an dem sie ihre Bücher mit Rezepten, Tipps und Tricks zu heimischen Produkten anbieten. Dass die beiden Gourmets ein Faible für das Verfassen von Texten haben, hat zu einem inzwischen großen Fundus an Lektüre geführt. Mittlerweile mehr als zehn Ausgaben sind es, in denen sich ihre gemeinsame Leidenschaft widerspiegelt, Kräuter, Obst und Gemüse, alles, was die Natur hergibt, in ihrer Küche zu verarbeiten, immer wieder an neuen Genüssen zu tüfteln. Verschiedene Kostproben haben sie oft gleich mit dabei. Je nach Saison wären da Mispel- und Maulbeerenmarmelade, Gelées aus Mädesüß, Gänseblümchenblüten, Rotkleeblüten, Fichten- oder Kiefernspitzen und vielen anderen Leckereien, die am Wegesrand, auf Feldern oder im heimischen Garten wachsen. Ein bewährtes Erfolgsrezept: Naschen lassen, ins Gespräch verwickeln und schon wechselt das eine oder andere Buch seinen Besitzer.

Foto: Lewitz e.V.Natürlich lässt ein Kartoffeldoktor sich in einem seiner Werke lang und breit über die Tüffeln aus. Und erzählt vieles, was man von den schnöden Knollen gar nicht erwartet hätte. Dass sie als Kosmetikum für glatte Haut taugen, genauso wie schwarzer Tee gegen geschwollene Augen helfen und auch für Süßspeisen wie Kartoffelpudding, -eis, -kipferl zu gebrauchen sind. Übrigens lieferte das Kartoffelbuch wertvolle inhaltliche Anregungen für die Wandertafeln an unserem Kartoffelwanderweg. Und Löser stand Pate bei der Auskundschaftung des Weges.

Foto: Lewitz e.V.Als gelernter Gärtner und promovierter Agrar-Ingenieur kennt er sich natürlich bestens mit jeglichem Grünzeug aus. Und so finden sich in weiteren Veröffentlichungen u. a. Rezepte zu knallrotem Salat mit roter Beete, Vogelbeeren-Shake, Marmeladen aus Wildfrüchten, Wildblüten und Kräutern, Nützliches zu Zwiebeln, Spargel, Schlehen & Hagebutten, Sanddorn, Kürbis, Aronia und Quitten.

Die Sagenwelt der Lewitz – eine Herzensangelegenheit
Leidenschaftlich widmen sich beide seit ihrem Ruhestand auch der Lewitzer Sagenwelt. Akribisch zusammengetragen haben sie 92 urige, schön-schaurige Geschichten über geheimnisvolle Gestalten und fabelhafte Wesen, die in der Gegend ihr Unwesen trieben. Davon erzählt das Buch „Sagen und Geschichten der Kulturlandschaft Lewitz“, bereits in zweiter Auflage und als E-Book erschienen. Eine weitere Version mit bereits 243 Geschichten, davon ein Teil auf Plattdeutsch, erschien Ende 2019, seit Anfang 2021 ist mit „Sagen und Geschichten der Kulturlandschaft Lewitz up Platt“ nun die erste komplett niederdeutsche Version erhältlich.

Foto: Lewitz e.V.Rund 50 Sagentafeln, die überall in der Lewitz verteilt sind, weisen auf sagenhafte Begebenheiten hin, die sich genau dort ereignet haben sollen. So fand Herzog Friedrich, ein begeisterter Jäger, bei Friedrichsmoor einst einen schlafenden Köhler in einer uralten Eiche vor. Dieser hieß ebenso Friedrich, damals war es in der Lewitz vielerorts morastig – und der Name Friedrichsmoor war geboren. Weitere Sagen thematisieren Streifzüge von Frau Waur und ihren wilden Hunden, den Draak, Riesen, weiße Frauen, geheimnisvolle Lichter in Kirchen oder zu Stein erstarrte Knaben.

Foto: Lewitz e.V.Als nächstes Projekt werden die Tafeln in Kooperation mit dem Verein Lewitz e.V. mit QR-Codes ausgestattet, die auf weitere Informationen zu den Lewitzer Sagen verweisen. In der Figur des „sagenhaften Köhlers“ führt Frank Löser Interessierte über den Walderlebnispfad Friedrichsmoor oder rund um die Forstscheune Bahlenhüschen, wo Köhler in sogenannten „Bohlenhäuschen“ lebten und Holzkohle für die damals dort ansässige Glashütte produzierten. Damit wäre auch die Herkunft des Namens Bahlenhüschen geklärt.

Vielen Stunden flossen in die Recherche und Aufbereitung der Sagen. Die Finanzierung der Sagentafeln zu klären, erwies sich ebenfalls als Mammutaufgabe. Zeit, die Familie Löser gerne investiert hat, um das immaterielle Kulturgut der Lewitz zu erhalten. Weil es ihr einfach am Herzen liegt.

Foto: Lewitz e.V.Immer unterwegs und in Action
Als wenn Sagen und Leckereien noch nicht genug sind: Frank und Evemarie engagieren sich auch im Verein Forstscheune Bahlenhüschen. An der Scheune will eine Streuobstwiese gepflegt werden, aus den Äpfeln wird frischer Saft gepresst. Zum jährlichen Tannenbaumverkauf wird ein kleiner Weihnachtsmarkt auf die Beine gestellt. Etwa alle zwei Jahre zum Köhlerfest errichten die Vereinsmitglieder einen Meiler aus Lewitzer Buchenholz. Wenn er schwelt, muss er 24 Stunden am Tag bewacht werden. Und so haben sich auch beide Lösers schon die eine oder andere Nacht um die Ohren gehauen.

Foto: Sebastian AndersAls begeisterte Wanderer und Spaziergänger haben sie in der Region schon so viel zu Fuß erkundet, dass sie so gut wie jeden Winkel kennen wie ihre eigene Westentasche. Haben Gruppen geführt und anschließend bei Punsch und Kerzenschein eine Lesung in der Forstscheune abgehalten.

Auch wenn das rührige Paar so langsam etwas kürzertreten möchte, wird es noch lange nicht die Hände in den Schoß legen. Dazu sind beide einfach noch zu fit und aktiv – und zu sehr im Herzen mit ihrer zweiten Heimat Lewitz verbunden.

Weitere Tipps und Infos

Wanderung mit dem "sagenhaften Köhler" rund um die Forstscheune Bahlenhüschen

Köhlerfest Bahlenhüschen

Kartoffelwanderweg Lewitz

Buchtipps Rezepte, Tipps & Tricks zu heimischen Leckereien von Frank und Evemarie Löser

Die sagenhafte Lewitz - Sagenpfad, Sagensteine und Buchtipps

Kartoffelmarmelade - Rezept von Familie Löser aus ihrem Buch "Kartoffeln - Herkunft, Heilwirkungen und Rezepte"
Zutaten: 300 g Kartoffeln, 300 g Äpfel, 400 ml Apfelsaft, 20 ml Rum, 2 Zitronen, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Gelierzucker 2:1

Kartoffeln waschen, schälen, fein raspeln. Äpfel waschen, schälen, Kerngehäuse entfernen, fein raspeln. Zitronensaft auspressen. Alle Zutaten im Topf mit dem Gelierzucker mischen, gut umrühren und zum Kochen bringen. Etwa 4 Min. sprudelnd kochen lassen, Gelierprobe machen. Marmelade in Gläser füllen, fest verschließen und zum Abkühlen kopfüber aufstellen.

Gänseblümchenblütengelee - Rezept von Familie Löser aus ihrem Buch "Wildblüten- und Kräutergelées - außergewöhnliche Rezepte von Akazie bis Zitronenverbene"

Zutaten: 150 g Blüten, 600 ml Apfelsaft, 1 Zitrone, 500 g Gelierzucker 2:1

Vom Gänseblümchen nur die Blütenköpfe ohne Stiel waschen und auf Küchenkrepp trocken tupfen. Die Blüten im Apfelsaft kurz aufkochen, abstellen und über Nacht ziehen lassen. Dann abseihen, den Sud mit dem Saft der Zitrone und Gelierzucker mischen, gut umrühren. Kurz aufkochen und weitere 4 Minuten sprudelnd kochen lassen. Nach der Gelierprobe heiß in Gläser füllen, fest verschließen und kopfüber zum Abkühlen aufstellen.

 

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regionale Produkte, 

Veranstaltungen

Röhrender Rothirsch in der Waldlewitz

Wenn es wieder röhrt – Hirschbrunft in der Waldlewitz

07. September 2020

Zu Besuch in der Revierförsterei Bahlenhüschen

Foto: Lewitz e.V.Jährlich im September wird es laut in der Waldlewitz: Die „Könige der Wälder“ buhlen um die Gunst der Damenwelt und röhren, was das Zeug hält - gut hörbar bei abendlichen Waldspaziergängen oder Bootstouren mit dem Lewitz-Kieker. Auch für den Bahlenhüschener Revierförster André Schweitzer ist die Hirschbrunft noch immer ein besonderes Schauspiel, obwohl mit über 40 Dienstjahren schon ein „alter Hase“. „Es hat schon etwas Mystisches, wenn die Herren der Schöpfung anfangen zu „schreien“, wie es in der Fachsprache eigentlich heißt. „Zu keiner anderen Zeit im Jahr ist mehr Bewegung unter den Tieren. Die Männer, eigentlich Einzelgänger, stehen unter Dauerstrom und sind permanent damit beschäftigt, die weiblichen „Stücke“ zusammenzutreiben. Jeder will sozusagen etwas davon abhaben, dementsprechend legen sie sich mächtig ins Zeug. Sie verlieren bis zu einem Viertel ihres Körpergewichtes.“

Foto: Lewitz e.V.„Auch ich nehme dann immer drei bis fünf Kilogramm ab“, schmunzelt Schweitzer, denn er hat neben dem Revieralltag zusätzlich alle Hände voll zu tun mit der Betreuung von Jagdgästen. Schon für die mecklenburgischen Herzöge war die Lewitz ein beliebtes Jagdgebiet. Bis 1945 war sie sogar eingegattert, so dass es immer einen reichlichen Wildbestand gab. Heute ist dieser an den Lebensraum angepasst und gesundheitlich gut dabei. Das dynamische Brunftgeschehen macht den September zu einer effektiven Jagdzeit, erlegt werden dürfen aber nur bestimmte Tiere, und das geschieht unter Schweitzers Aufsicht. So ist der Förster während der Brunft täglich ab etwa fünf Uhr morgens oder abends unterwegs, um seinen Gästen zum Erfolg zu verhelfen.

Foto: Lewitz e.V.Etwas hartgesotten muss man also schon sein. Wie auch 1992, als der in der Nähe von Bad Doberan tätige Forstmann auf den Forsthof Bahlenhüschen kam. Hier war oft und gerne eingebrochen worden. Um genau dies zu verhindern, wurde ein Bewohner gesucht. Als junger Kerl hauste er drei Jahre lang in der wenig gedämmten Wohnung über seinem heutigen Büro, im Winter nachts bis zu zwei Grad kalt. Heute bewohnt er zusammen mit seiner Lebensgefährtin und Hund „Enno“ die untere Etage. Wie es sich für einen Förster gehört, ist sein Büro mit jeder Menge Geweihen, ausgestopften Tieren, historischen Fotos, Möbeln und Gerätschaften ausgestattet – ähnlich einem Spiegel der etwa hundertjährigen Geschichte des Hauses.

Foto: Lewitz e.V.Ursprünglich stammt der Forsthof Bahlenhüschen aus dem Jahr 1770, als die Gegend fast entwaldet war. Holz diente in Unmengen als Brennmaterial und zur Herstellung von Holzkohle, einerseits für die Verhüttung von Raseneisenstein in Neustadt-Glewe, andererseits für eine von 1705 bis 1719 ansässige Glashütte. Die „Bohlen-Häuschen“ der damaligen Köhler und Glasmacher waren Namensgeber für den heutigen Ort Bahlenhüschen, der aus 22 Häusern besteht. 1906 brannte das Forsthaus ab. In der Form, in der es etwa 1910 wiederaufgebaut wurde, existiert es bis heute. Erhalten sind auch noch die beiden Original-Scheunen, von denen eine für Feierlichkeiten, Dienstveranstaltungen und einen kleinen Weihnachtsmarkt zum Tannenbaumverkauf genutzt wird. Sehr lauschig gelegen an Waldrand und riesiger Wiese, ein Haus am Ende der Straße Bahlenhüschens sozusagen.

Foto: Lewitz e.V.Ein geschichtsträchtiges Fleckchen Erde also, auf dem André Schweitzer heimisch geworden ist. Von hier aus hat der Sohn eines Försters, der seinen Beruf klassischerweise in die Wiege gelegt bekam, ein Auge auf insgesamt 1.800 Hektar Wald. Zusammen mit seinen sechs Kollegen/innen, die die Reviere Domsühl, Buchholz, Friedrichsmoor, Banzkow, Voigtsdorf und Zapel betreuen, gehört er zum Forstamt Friedrichsmoor, „damals nach der Wende personell das jüngste Forstamt im Land, und in ein paar Jahren wohl auch das älteste, denn wir haben alle zusammen angefangen und werden gemeinsam alt“, lacht er. Irgendwie typisch, denn als Förster erntet man nicht gleich, was man säht, sondern es dauert Jahre, bis die Arbeit Früchte trägt. Bäume setzen nun mal nicht so schnell „Speck“ an, wie man fachmännisch dazu sagt, wenn ein Baum Holz bildet.

Foto: Lewitz e.V.Auch wenn Schweitzer in seinem Wald nicht so „rumgärtnern“ kann, wie er will, ist doch die langfristige Formung der Waldbestände, die sogenannte „Erziehung“, sein Steckenpferd. Abhängig von Standorten, Nährstoffen und ökologischen Gesichtspunkten bleibt immer noch genügend Raum für Kreativität und Gestaltung. Für ihn ist einfach spannend zu sehen, wie sich Jungbestände entwickeln. Selbst, wenn er privat im Wald unterwegs ist, hat er gerne seine Spraydose dabei, um Bäume zu markieren. Die Streuobstwiese mit alten Apfelsorten am Forsthof entsprang ebenso seiner Feder. Sie wird liebevoll betreut und genutzt vom Verein Forstscheune Bahlenhüschen, dem auch er angehört.

Foto: Lewitz e.V.Noch neun Jahre hat er bis zum Ruhestand – und so einiges vor. Viel liegt ihm daran zu klären, warum auf rätselhafte Weise so viele Erlen in seinem Revier zugrunde gehen. „Die Erle stirbt ab“, sagt er. Woran das liegt, ist noch ungeklärt. Wissenschaftler arbeiten daran, viele Ursachen sind denkbar. Bis Ende des Jahres soll eine Inventur klären, wie viele Bäume genau betroffen sind. Darüber nachgedacht, welche Gewächse die Erlen ersetzen könnten, hat er schon. Ulmen, andere Laubhölzer, selbst Sumpfzypressen könnten es sein. Womit er wieder voll in seinem Element ist, den Wald zu gestalten. Ansonsten zieht es ihn zum Angeln nach Norwegen, an den Grill, um ein Steak aus Wildfleisch zu braten, oder er bläst ins Horn und gesellt sich zum Übungsabend der Jagdhornbläser in Göhren. Außerdem engagiert er sich im Landesjagdverband. Und wenn er mal ganz tief in sich gehen will, geht er dorthin, wo buchstäblich der Hund begraben ist: an seinen Lieblingsplatz in der Waldlewitz – da, wo er die Dinge mit sich selbst ausmacht und auch seine Hunde beisetzt. Terrier Enno ist zum Glück noch weit davon entfernt.

Weitere Infos/Tipps

Foto: Lewitz e.V.An der Forstscheune Bahlenhüschen startet der Lewitz-Wanderweg "Alte Riesen II". Auf der 17 Kilometer langen Strecke durch Wald, Feld und Wiesen erfahren Sie so einiges über die damalige herzogliche Jagd, Wild und Brunft in der Hirschtanzschneise sowie die Geschichte des Bahlenhüschener Forsthofes.

Wer zwischen Banzkow und Friedrichsmoor am Störkanal entlang radelt oder wandert, kann mit etwas Glück einen Blick auf röhrenden Hirsche erhaschen. Sie zeigen sich dann und wann in den Waldschneisen, oder die majestätischen Geweihe luken aus dem Gebüsch hervor. Fernglas nicht vergessen.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deEin schönes Hörerlebnis zur Hirschbrunft im September ist eine abendliche Bootstour mit dem Lewitz-Kieker ab Banzkow Richtung Waldlewitz. Geführte Touren mit unserem Lewitz-Ranger Ralf Ottmann finden am 11.09. und 20.09.2020 von 19 bis 22 Uhr statt. Am 24.09.2020 gibt es eine Sammeltour für individuelle Buchungen, Gruppen bis zu 12 Personen können eine eigene Fahrt anfragen. www.die-lewitz.de/lewitzkieker

 

Bootstouren, 

Natur, 

Wandern

Alte Stieleichen am Störkanal für schöne Fotomotive in der Lewitz

„Der mit den Vögeln tanzt“ - Lewitz-Ranger Ralf Ottmann

24. Juli 2020

Ein passionierter Fotograf & Naturführer lebt die Liebe seines Lebens

Foto: privatMehrmals pro Woche durchstreift er sein Revier, das EU-Vogelschutzgebiet Lewitz südöstlich von Schwerin, Deutschlands größte zusammenhängende Wiesenlandschaft. Lewitz-Ranger, Fotograf und Naturschützer Ralf Ottmann ist auch mal schon ab 5 Uhr morgens unterwegs – jedes Mal woanders. Treue Begleiterin: seine Kamera, durch die er seine mecklenburgische Heimat laufend neu entdeckt. Bei Wind und Wetter harrt er stundenlang aus, um die tierischen Bewohner der Region mit der Linse einzufangen. Manchmal im Tarnanzug, immer mit viel Respekt vor der Natur. Ganz großes Kino für ihn: Eisvögel, Seeadler, Libellen, Moorfrösche oder röhrende Hirsche sind perfekt in Szene gesetzt, egal wie nass oder verfroren er dann nach Hause zurückkehrt. Dafür pottzufrieden und umso beseelter, wenn sich dazu noch die Magie eines Sonnenaufgangs gesellt. Schon viele persönliche Glücksmomente sind dabei herausgekommen, und ein großes Fotoarchiv, mit dem er Kalender und sein mittlerweile drittes Buch über die Lewitz ausstattet. Seine Begeisterung für Tiere und Pflanzen gibt der ehemalige Neustädter, der heute im Lewitzdorf Garwitz wohnt, gerne weiter: bei Führungen zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Kremser, als Begleiter auf dem Boot „Lewitz-Kieker“ oder bei einer Busfahrt.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deFaszination für die Natur von Kindesbeinen an

1968 geboren in Ludwigslust, aufgewachsen in Neustadt-Glewe, gilt Ottmanns Liebe der Natur, seitdem er denken kann. „Schuld“ daran mag sein Vater sein, der ihn regelmäßig mit zum Angeln nahm. Einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen, empfand er allerdings als nebensächlich. Ihn faszinierte die Atmosphäre – die Stille, eins zu sein mit der Umgebung, Vogelstimmen, das Rauschen der Bäume und der Duft der Wiesen. Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deMit acht Jahren erblickte er seinen ersten Eisvogel, eher beiläufig auf einem Angelausflug.

Der „Diamant der Lüfte“ hat ihn nie wieder losgelassen. So schnupperte er schon als Kind und Jugendlicher immer wieder in den Naturschutz hinein, beteiligte sich an einer Umwelt-AG im Pionierhaus Ludwigslust oder ging mit auf Faltboot-Touren, um Ornithologen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Seinen ersten Fotoapparat kaufte ihm zu Schulzeiten seine Mutter, den zweiten bekam er von seiner Tante geschenkt.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deVon beruflichen Abwegen und der Rückkehr zu den Wurzeln

Nach einer Tischlerlehre arbeitete er noch kurze Zeit in seinem Lehrbetrieb, bevor er für zwei Jahre in das VEB Lederwerk Neustadt-Glewe wechselte. Dann kam die Wende, die ihn veranlasste, auch beruflich wieder seinem Herzen zu folgen. Während seines Zivildienstes unterstützte er das Umweltamt des Landkreises Ludwigslust u.a. bei kleinen Naturschutzprojekten und empfing Gäste auf dem Campingplatz seiner Heimatstadt. „Eine geile Zeit“, wie er heute noch sagt. Es folgten Ausbildungen zum Umwelttechniker und Abfall- und Umweltberater. Schließlich gründete er 1996 für die Grüne Liga das Projektbüro Lewitz, engagierte sich für die Entstehung eines Naturparks, kümmerte sich um Projekte wie Krötenschutz oder die Kartierung sämtlicher Gehölze.

Foto: privatSein Traum, das weite Wiesenland in einen Naturpark zu überführen, sollte sich nicht verwirklichen. Er startete als Naturführer durch, begeisterte im Zebef – Zentrum für Bildung, Erholung und Freizeit für Ludwigslust-Parchim - Kinder und Jugendliche mit umweltpädagogischen Angeboten unter dem Motto „Natur erleben und Umwelt verstehen“. Seit 2003 nennt er sich schließlich Lewitz-Ranger und macht 2011 aus der Hobby-Fotografie eine Profession. Ein umtriebiger Naturschützer ist er geblieben: Als ehrenamtlicher Naturschutzwart und Schutzgebietsbetreuer hat er ein Auge auf das „Naturschutzgebiet Fischteiche in der Lewitz“ und das „EU-Vogelschutzgebiet Lewitz“. Sein Urteil ist gefragt, wenn es darum geht, Windkraftanlagen in Bezug auf die Vogelwelt zu beurteilen oder Zauneidechsen umzusiedeln. Uralte Eichen am Störkanal bewahrte er zusammen mit dem Naturschutzverein Lewitznetzwerk e.V., anderen Institutionen und Bürgern vor der Abholzung.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deIm Einklang mit der Natur - Streifzüge durch die Lewitz

Wer sich mit dem Lewitz-Ranger auf Erkundungstour begibt, wird reich beschenkt. Mit Ausblicken, die man in der Weite der Landschaft nicht erwartet hätte. Mit Geschichten und Informationen zur Tier- und Pflanzenwelt – auch lockere und unterhaltsame Art. Hinterher weiß man beispielsweise, dass sich der Ruf der Rotbauchunken anhört, als ob man auf einen Flaschenhals pustet, dass die Lewitz nachweislich das älteste Brutgebiet des Seeadlers in Westmecklenburg ist und es erste Nachweise dafür schon im 17. Jahrhundert gab. 

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deDass über 250 Vogelarten, mehr als 400 Schmetterlingsarten und besonders streng geschützte Insekten wie die Große Königslibelle, der Frühe Schilfjäger, der Schwarzfleckige Gold-Dickkopffalter oder der Eichenzipfelfalter hier heimisch sind.

Besonders gerne nimmt Ralf Ottmann seine Gäste mit zum Aussichts- und Rastpunkt Dütschower Brücke, wenn im Herbst das Wasser aus den Fischteichen gelassen wird. Dann zieht in die Lewitz ein Hauch von Wattenmeer ein. Laut schnatternd und schnalzend rasten tausende von Zugvögeln nieder, um sich am reichhaltigen Nahrungsangebot zu bedienen. Geradezu magische Fotos mit zauberhaften Lichteffekten lassen sich schießen, wenn sich dazu noch die Sonne in dem temporären Binnenwattareal spiegelt.

Foto: Lewitz e.V.Man mag meinen, der Lewitz-Ranger kennt inzwischen jeden Winkel seiner Lewitz. Zwar reist er gerne auch mal nach Norwegen oder Südfrankreich, dennoch liegt sein Lieblingsreiseziel nach wie vor direkt vor seiner Haustür. Weil sich bei seinen Touren immer wieder neue Ansichten und Begegnungen ergeben. Seine treuen Mitbewohner im Garten, die Eichhörnchen Bernhard und Bea, wird es freuen, denn sie bekommen täglich ihre Extraportion Nüsse. Und seine drei Bonsais gedeihen prächtig, dank seiner hingebungsvollen Pflege - für ihn Meditation pur.

Foto: TMV/Foto@Andreas-Duerst.deErlebnistouren und Infos

Vogelkundliche Touren zu Fuß oder mit dem Rad, Kremsertouren, Schiffstouren, Kanutouren, Waldsafaris, Pilzsafaris, geführte Fototouren / Fotoworkshops, Multimediashows, Angebote für Schulklassen

Naturerlebnis und Ranger-Touren in der Lewitz

 

 

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Burg Neustadt-Glewe - die älteste noch erhaltene Wehrburg Mecklenburgs.

Die "Burgherrin" auf der mittelalterlichen Burg Neustadt-Glewe

23. Juni 2020

Britta Kley - Gästeführerin, Leiterin Museum, Kunstgalerie und Touristinformation

Foto: Burg Neustadt-GleweBritta Kley ist ein waschechtes Neustädter Kind, geboren und aufgewachsen im „Tor zur Lewitz“, wie sich der 7.000-Einwohner Ort am Südrand des Wiesenlandes auch nennt. Weg wollte sie nie, bis heute ist sie ihrer Heimat treu geblieben, beschäftigt sich leidenschaftlich gerne mit Historie. Ihre Eltern haben ihr den engen Draht zur Stadtgeschichte quasi in die Wiege gelegt. Eine besondere Liebe verbindet sie mit der Neustädter Burg: Durch alle Höhen und Tiefen begleitet sie das historische Bauwerk seit seiner grundlegenden Sanierung zwischen Ende der 1990er Jahre und 2006 bis heute, kennt archäologische Ausgrabungsstücke und das mittelalterliche Leben aus dem Effeff, gibt ihr Wissen bei Führungen weiter, organisiert Veranstaltungen und ist nebenbei noch Leiterin der touristischen Stadtinformation.

Foto: Lewitz e.V.Schöner und konsequenter kann es gar nicht sein: Man bekommt die Begeisterung für Vergangenes vererbt, arbeitet lange Jahre im Landesamt für Bodendenkmalpflege und landet schlussendlich in der ältesten noch erhaltenen Wehrburg Mecklenburgs, die auch noch zu den archäologisch am besten erforschten Burgen Deutschlands zählt. Mit leuchtenden Augen, ohne Punkt und Komma erzählt Britta Kley über „ihre Burg“ und anstehende Projekte, geht voll auf in ihrem Tun, das privates und berufliches Interesse eint wie die berühmte Faust aufs Auge. Auch Stolpersteine blieben und bleiben nicht aus, dennoch ist sie in ihrem Element, wenn sie zusammen mit ihren Gästen in eine andere, Jahrhunderte alte Welt eintaucht.

Foto: Lewitz e.V.Um 1300 errichteten die Grafen von Schwerin die Burg, um die Süd- und Südostgrenze ihres Herrschaftsgebietes zu sichern. Nie war sie eine Residenzburg, sondern wurde für politische oder gesellschaftliche Anlässe und als Jagdschloss genutzt. Viele Wildknochen von Hasen, Bären, Füchsen, Hirschen und Wildschweinen, die bei Ausgrabungen zutage kamen, zeigen, dass die Schweriner Grafen und Mecklenburger Herzöge von hier aus zu ihren Streifzügen in die wildreiche Lewitz gestartet sein müssen. Weitere Knochenfunde erzählen sogar, dass Rinderfleisch küchenfertig auf die Burg geliefert wurde, während Schweine vor Ort geschlachtet und zubereitet wurden.

Unterhaltsame Führungen: von Lust & Liebe, Rittermythen und dunklen Verliesen

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deWer mit Britta Kley durch die Burg flaniert, erhält einen ruhigen, wissenschaftlich fundierten und doch unterhaltsamen Einblick in das mittelalterliche Leben – ohne großes Bohai, Musik und Trara, dafür mit viel Herzblut und Zeit für Fragen. Gleich zu Beginn einer Führung stößt sie ihre Gäste auf Reste einer mittelalterlichen Heißluftheizung. Und schon ist man mittendrin im Leben der gehobenen Gesellschaft von damals. In einem Speisesaal mit wollener Tapete wurde zu Tisch gebeten, das Vorzimmer der Herzogin war mit Goldleder verkleidet, der Herzog zog sich gerne in sein Gemach mit Wänden voller hochglänzendem Seidengewebe zurück. Kein Wunder, dass Brautpaare, die sich heute auf der Burg das Ja-Wort geben, die Räumlichkeiten als Kulisse für Hochzeitsfotos nutzen. Im Turmzimmer mit Aussicht auf die Stadt, in dem die feinen Damen und Herren schon früher ihren Tee einnahmen, stoßen Hochzeitsleute mit einem Sekt auf ihre Trauung an.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deGegen Ende einer jeden Tour dürfen Gäste noch einen Blick in das etwa acht Meter tief liegende Verlies werfen, bevor es in das 2014 fertiggestellte Burgmuseum geht. Hier demonstriert Britta Kley an verschiedenen Stationen, wie im Mittelalter gelebt und geliebt wurde. Besonders aufmerksam spitzen Besucher die Ohren, wenn es um das Thema Liebe und Moral geht. Man stelle sich vor, dass in besseren Kreisen sitzend zwischen vielen Kissen, also Bettgeschichten eh schwierig waren. Offiziell war Sexualität damals streng reglementiert und galt nur der Fortpflanzung. Laut Verbotskatalog war Sex nur in der Ehe geduldet. Ein Kirchenkalender rief ab Mitte des 13. Jahrhunderts noch strengere Gebote aus: Nur an 200 Tagen im Jahr durften sich in den Laken wälzen, von Donnerstag bis Sonntag, an Festtagen und drei Tage und Nächte nach der Hochzeit nicht. „Aber: alles graue Theorie, kontrollieren konnte es keiner“ fügt sie schmunzelnd hinzu.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deBei einem heiteren Beruferaten entstehen Aha-Momente, wenn klar wird, woher so mancher Nachname herrührt: Ein Gürtler stellte Gürtel her, dazu kam der Schnallenmacher, Nadeln machte der Nadler/Nadelmacher, der Riemenschneider schnitt Riemen aus Leder, der Wagner stellte Räder und Wagen aus Holz her. Spätestens wenn die Gäste selbst in eine Ritterrüstung schlüpfen dürfen, räumt Britta Kley mit einem Mythos auf: Zwar war die Montur bis zu 25 kg schwer und Bewegungen fielen schwerer, aber lange nicht so, dass Ritter per Kran auf ihre Pferde gehievt wurden: So ist es noch immer in vielen Köpfen verankert.

Foto: Lewitz e.V.An einer langen Tafel mit Holzbänken, zugleich Herzstück des Museums, erzählt sie, wie Kinder knöcherne Kegel für Kegelspiele nutzten oder Damen sich mit Kämmen aus Rinderfußknochen durch die Haare fuhren. Eine Reihe von Rezepten, die in Form kleiner Tafeln auf dem Tisch präsentiert werden, adaptieren typische Gerichte aus der damaligen in die heutige Zeit und laden ein, Armer Ritter mit Rosenwasser oder gebackene Auster zu Hause selbst auszuprobieren. Mit Kindern geht sie gerne auf Schatzsuche oder übt Hufeisenweitwurf und Lanzenlauf.

Foto: Lewitz e.V.Ebenso initiierte sie inzwischen etablierte Veranstaltungen: Jazz, Grafikausstellungen, Schülerwerkstätten in der Galerie, Gitarrenkonzerte mit der Musikschule, Aktionen zum Tag des offenen Denkmals und Internationalen Museumstag. Eine Weihnachtswerkstatt mit Vorschulkindern und Schülern der Klassen 1 bis 4 hat Tradition. Und das dritte „Oll-Fahrrad-Treffen“, bei dem sich Fans historischer Drahtesel im Burginnenhof einfinden, ist schon in Planung. Dennoch hat sie immer noch ein besonderes Auge auf die gefiederten Einwohner der Burg: Turmfalken, Dohlen und Schleiereule fühlen sich wohl in ihrem altehrwürdigen Zuhause.

Noch vieles vor: Viele weitere Pläne warten schon auf ihre Umsetzung

Als ob das alles noch nicht genug wäre: Fragt man Britta Kley nach weiteren Plänen, sprudelt es nur so aus ihr heraus: Vieles schwirrt ihr noch im Kopf herum, bis zu ihrem Ruhestand in etwa fünf Jahren möchte sie noch viele Dinge umsetzen, die ihr zum Teil schon längere Zeit im Kopf herumschwirren. Besonders am Herzen liegt ihr, das Gedenken an das ehemalige Konzentrationslager Neustadt-Glewe aufrecht zu erhalten. Als Außenlager des Frauen-KZ Ravensbrück sollte es während der NS-Zeit Arbeitskräfte für die ehemaligen Dornier-Werke in Wismar zur Verfügung stellen. Am Gelände des Neustädter Flughafens, der eher für das Musikfestival Airbeat One oder bei Fallschirmspringern und Segelfliegern bekannt ist, befindet sich versteckt seit 1995 ein Gedenkstein mit Gedenkweg, der an das ehemalige Lagergelände dort erinnert. Jährlich zum Tag der Befreiung am 8. Mai wird dort ein Kranz niedergelegt, Britta Kley organisiert eine Gedenkveranstaltung mit Zeitzeugen aus Polen, die den Krieg als Kinder miterlebt haben. Das alles geht ihr noch nicht weit genug: Ein richtiger Ort der Stille und ein Zeichen gegen das Vergessen soll das Gelände sein, einfacher zu finden und noch mehr eindringliche, ausführliche Informationen über das damalige Grauen liefern. Schon im nächsten Frühjahr soll es mit den ersten Maßnahmen losgehen.

Foto: Lewitz e.V.Was hat ein Neustädter Kind, das Stadtgeschichte in seiner DNA verankert hat, noch ganz weit oben auf der Wunschliste für seine Heimatstadt stehen? Eine dauerhafte städtische Ausstellung mit stadtgeschichtlicher Sammlung – ein „museales Archiv nach aktuellen Standards“ wäre ein absoluter Wunschtraum. Außerdem den Empfangsbereich zum Museum neu zu gestalten – heller, mit Museumsladen, pädagogischem Erlebnisbereich. Auch dafür gibt es schon Pläne. Und wenn es ihr gelingt, die alte Tradition des Bierbrauens in der Burg wieder aufleben zu lassen, dann können wir schon bald mit einem Burgbier darauf anstoßen.

Zeit für weitere Hobbys? Hat sie nicht. Außer für ihre drei Kinder und vier Enkelkinder. Als stolze Oma lässt sie sich das einfach nicht nehmen.

Weitere Infos und Buchung Führungen

Öffnungszeiten des Museums und der Stadtinformation in der Burg

Öffnungszeiten:

Montag, Mittwoch - Freitag von 10 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag von 11 bis 16 Uhr
Feiertags von 13 bis 16 Uhr

Führungen nach Anmeldung, auch außerhalb der Öffnungszeiten

Kontakt Stadtinformation:
Tel 038757 / 50064
stadtinfo@neustadt-glewe.de

Britta Kley
Verantwortliche Burg, Museum und Stadtinformation
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Blick vom Lewitz-Kieker auf die Klappbrücke Banzkow

Käptn Holly – Bootskapitän auf dem Lewitz-Kieker "Albert"

27. April 2020

Geführte Törns über die Müritz-Elde-Stör-Wasserstraße

Foto: Lewitz e.V.Kapitän Holly alias Horst und MS „Albert“ sind ein eingespieltes Team: Seitdem der Schubschlepper 2007 zum Passagierschiff umfunktioniert wurde, schippern sie gemeinsam über den Störkanal. Gemächlich gleiten sie durch das weite Wiesenland zwischen Heimathafen Plate, Schweriner See, Friedrichsmoor in der Waldlewitz, den Lewitzer Fischteichen und Neustadt-Glewe. Hollys Anekdoten zu Land und Leuten gehören zu jedem Törn dazu: Unermüdlich erzählt er seinen Fahrgästen, wo man einen Blick auf den Eisvogel erhaschen kann oder Biberburgen zu sehen sind, warum die Lewitz ein beliebtes Jagdgebiet der mecklenburgischen Herzöge war, über welche Brücken diese hoch zu Ross zu ihren Forsthöfen und Jagdschlössern gelangten, warum die Waldschneisen bestimmte Namen tragen und vieles mehr. Ein Kapitän der ersten Stunde eben, der sein Fahrrevier in- und auswendig kennt.

Foto: Ralf Ottmann/lewitzfotograf.deDabei sollte Albert, der als Kontrollboot für das Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg tätig gewesen war und dort ausgedient hatte, eigentlich versteigert werden. Der Gemeinde Plate gelang es durch politische Bemühungen schließlich, den Kahn direkt zu erwerben. Gefragt war nun ein Bootsführer für die zukünftigen Passagiertouren. Was lag näher als Holly, damals bis heute Mitglied der Gemeindevertretung und somit nah am Geschehen, dafür vorzuschlagen. Er war schon im Besitz eines Bootsführerscheins, besaß mit einem Kumpel ein kleines Motorboot und brach regelmäßig zu Angeltouren auf dem Schweriner See auf.

Foto: Lewitz e.V.Und so stand er bei Alberts Überführung von Grabow nach Plate die ganze Zeit mit auf der Kapitänsbrücke, um sich erklären zu lassen, wie man ihn am besten fährt. Gerne erinnert er sich an den großen Empfang mit Blaskapelle, als man schließlich den neuen Heimathafen zum ersten Mal ansteuerte. Seit dieser Jungfernfahrt hat sich nichts daran geändert – Holly und Albert stechen gemeinsam in See. Auf Touren überlässt er das Steuer zwischendurch gerne mal seinem Co-Kapitän Hans-Jürgen oder den Bootsmännern Hans-Werner, Fred, Andre und Wolfi, um seine Gäste persönlich mit Kaffee, „Karl Toffel Schnaps“ oder sonstigen Leckereien zu versorgen.

Foto: Lewitz e.V.Nebenbei kümmert sich Holly um die technische Wartung, Tankfüllungen, Reparaturen, neue Anstriche und verpasst den Wellen im Motor jeweils nach drei Fahrten eine Extraportion Öl, damit sie wieder geschmeidig laufen.
Geboren und aufgewachsen in Peckatel, ist Holly ein Lewitzer Urgestein durch und durch. Noch heute wohnt er in seinem Elternhaus – gemeinsam mit seiner Frau, die er in jungen Jahren auf dem Holzfest Mirow kennenlernte. Zwei seiner drei inzwischen erwachsenen Kinder sind in der Gegend geblieben. Nur seine Jüngste hat ihr Herz an Berlin verloren.

Foto: Lewitz e.V.Seit mittlerweile 40 Jahren ist Holly Vorsitzender der Angel- und Naturfreunde Peckatel e.V. Als er sein Amt antrat, war er der jüngste Vereinsvorsitzende der Region. Am liebsten angelt er am Störkanal bei Plate Richtung Schwerin. Forellen, Aale, Plötze, Hechte und Barsche räuchert er gerne selbst. Und so sieht man Holly und seine Angelfreunde regelmäßig auch bei Lewitzer Veranstaltungen mit Zelt, Grill und Räucherofen anrücken, um das Catering zu übernehmen. Einmal pro Jahr geht es mit seinen Jungs nach Dänemark zum Angeln – der Termin im Oktober ist gesetzt.

Foto: Lewitz e.V.Bevor er das Ruder von Lewitz-Kieker Albert übernahm, steuerte er die Geschicke eher aus schwindelerregender Höhe: Als ausgebildeter Kranfahrer war er u.a. auf Baustellen am Stadthaus oder Landesrechnungshof Schwerin unterwegs. Wie gut, dass man in der Lewitz an vielen Stellen auch vom Boot aus einen weiten Blick hat…2002 heuerte er bei der Gemeinde Plate an und kümmerte sich bis zu seinem Ruhestand 2012 als Techniker z.B. um Straßen- und Grünarbeiten. Ein Minibagger gehörte zu seinen liebsten Arbeitsgeräten.

Auch mit inzwischen 70 Jahren wird er nicht müde, seinen Fahrgästen die Schönheit seiner Heimat zu vermitteln. Jedem ans Herz legt er eine Kieker-Tour zur Hirschbrunft im September. Aus der Waldlewitz erklingt dann das Röhren der Hirsche, das man vom Boot aus gut hören kann.

Foto: Lewitz e.V.Ein so beeindruckendes Erlebnis, dass er die Rufe schonmal durch eine Tröte simulieren ließ oder einem besonders redebedürftigen Fahrgast aus Spaß mit einem Pflaster den Mund zuklebte, um den anderen Fahrgästen das Naturschauspiel nicht vorzuenthalten. Eine große Portion Humor darf eben nicht fehlen. Fragt man ihn nach seinem Lieblingsplatz, fällt seine Wahl auf die ehemalige Kreuzbrücke bei Friedrichsmoor, da es hier besonders ruhig und idyllisch ist. Dort wendet er den Lewitz-Kieker, wenn es aus der Waldlewitz zurück nach Banzkow oder Plate geht – und verweilt dort lieber einen Moment länger als kürzer.

Foto: Lewitz e.V.Und so tuckern sie weiter, die beiden alten Herren: Albert ist mit seinen inzwischen 65 Jahren immer noch zuverlässig wie ein Uhrwerk, Holly gibt nach wie vor mit Herzblut zum Besten, dass die Fichten da wachsen, wo der Boden aus dem Störkanal ausgehoben wurde, Schwalben gerne in der Schleuse Banzkow nisten und die Lewitz sowieso einen Besuch wert ist.

 

 

 

Foto: Lewitz e.V.Lewitz-Kieker Albert im Porträt

- gebaut 1955 in Berlin-Spandau
- benannt nach dem ehemaligen Plater Bürgermeister Dr. Albert Hilbig
- knapp 16 Meter lang und 4 Meter breit
- 23 Tonnen schwer
- Schubschlepper und Langsamläufer
- ehemals Kontrollboot beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Lauenburg
- 700 l Diesel-Tank
- rundherum 6 mm Stahl
- 1,08 m Tiefgang bei durchschnittlich ca. 2 Metern Wasserstand im Kanal
- Heimathafen Plate

Infos zu Touren, Fahrradmitnahme, Preisen unter www.die-lewitz.de/lewitzkieker

 

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