Der Kartoffeldoktor und sin Fru
Mit Herz und Seele für die Kartoffel und das sagenhafte Kulturgut der Lewitz
Vollblut-Ehrenämtler, rührige (Un-)Ruheständler, „sagenhafte“ Buchautoren, leidenschaftliche Pflanzenkenner, begeisterte Tüftler am eigenen Herd, immer mittendrin und dabei – das sind der Lewitzer Kartoffeldoktor Frank Löser und seine Frau Evemarie. Oft mit im Gepäck: ihre Bücher über Tipps, Tricks und Rezepte zu heimischen Früchten, Kräutern und Gemüsesorten. Gerade aktuell erschienen: eine komplett plattdeutsche Version ihrer „Sagen und Geschichten der Kulturlandschaft Lewitz“. Ein liebenswertes Gespann, das uns mit Herzblut, Verstand und Szenen einer Ehe erheitert, während wir bei verschiedensten Gelegenheiten ihre selbstgemachten Marmeladen und Chutneys kosten und in ihren Werken schmökern dürfen.
Hans Dampf in allen Gassen und sein Hauptgewinn
Dabei kommt der Kartoffeldoktor eigentlich gar nicht aus der Lewitz, sondern wurde in Lößnitz bei Freiberg in Sachsen geboren. Unüberhörbar bis heute: sein sächsischer Slang. Berühmt berüchtigt: Sein loses Mundwerk, das selbst die schlagfertigsten Zeitgenossen dann und wann für einen Moment sprachlos dastehen lässt. Manchmal nur knapp über der Gürtellinie, immer mit dem Schalk im Nacken – hart, aber herzlich sozusagen. Gerade das macht ihn zu einem beliebten Gast auf Veranstaltungen. Weihnachtsmärkte, Ernte-, Scheunen-, Burg- oder Museumsfest, überall ist er mit seinem charakteristischen Kostüm ein Hingucker. Nie weit weg: Seine Frau Evemarie, die wie er keine Mecklenburgerin ist, sondern ursprünglich aus der Nähe von Weimar stammt. In ihr begegnete er 1989 in Schwerin seinem persönlichen Sechser im Lotto. Beide hatte es beruflich in die mecklenburgische Landeshauptstadt verschlagen. Ziemlich schnell war es damals geschehen um die zwei lauten, impulsiven Persönlichkeiten, die schon auf politischem Parkett gut miteinander streiten konnten. Beide Eltern jeweils zweier erwachsener Kinder, fanden nun miteinander im zweiten Anlauf ihr Glück.
„Perfect Match“ im Experimentieren mit Früchten und Kräutern vom Wegesrand
Ein eingespieltes Team sind sie, wenn sie bei verschiedensten Gelegenheiten mit ihrem kleinen Stand anrücken, an dem sie ihre Bücher mit Rezepten, Tipps und Tricks zu heimischen Produkten anbieten. Dass die beiden Gourmets ein Faible für das Verfassen von Texten haben, hat zu einem inzwischen großen Fundus an Lektüre geführt. Mittlerweile mehr als zehn Ausgaben sind es, in denen sich ihre gemeinsame Leidenschaft widerspiegelt, Kräuter, Obst und Gemüse, alles, was die Natur hergibt, in ihrer Küche zu verarbeiten, immer wieder an neuen Genüssen zu tüfteln. Verschiedene Kostproben haben sie oft gleich mit dabei. Je nach Saison wären da Mispel- und Maulbeerenmarmelade, Gelées aus Mädesüß, Gänseblümchenblüten, Rotkleeblüten, Fichten- oder Kiefernspitzen und vielen anderen Leckereien, die am Wegesrand, auf Feldern oder im heimischen Garten wachsen. Ein bewährtes Erfolgsrezept: Naschen lassen, ins Gespräch verwickeln und schon wechselt das eine oder andere Buch seinen Besitzer.
Natürlich lässt ein Kartoffeldoktor sich in einem seiner Werke lang und breit über die Tüffeln aus. Und erzählt vieles, was man von den schnöden Knollen gar nicht erwartet hätte. Dass sie als Kosmetikum für glatte Haut taugen, genauso wie schwarzer Tee gegen geschwollene Augen helfen und auch für Süßspeisen wie Kartoffelpudding, -eis, -kipferl zu gebrauchen sind. Übrigens lieferte das Kartoffelbuch wertvolle inhaltliche Anregungen für die Wandertafeln an unserem Kartoffelwanderweg. Und Löser stand Pate bei der Auskundschaftung des Weges.
Als gelernter Gärtner und promovierter Agrar-Ingenieur kennt er sich natürlich bestens mit jeglichem Grünzeug aus. Und so finden sich in weiteren Veröffentlichungen u. a. Rezepte zu knallrotem Salat mit roter Beete, Vogelbeeren-Shake, Marmeladen aus Wildfrüchten, Wildblüten und Kräutern, Nützliches zu Zwiebeln, Spargel, Schlehen & Hagebutten, Sanddorn, Kürbis, Aronia und Quitten.
Die Sagenwelt der Lewitz – eine Herzensangelegenheit
Leidenschaftlich widmen sich beide seit ihrem Ruhestand auch der Lewitzer Sagenwelt. Akribisch zusammengetragen haben sie 92 urige, schön-schaurige Geschichten über geheimnisvolle Gestalten und fabelhafte Wesen, die in der Gegend ihr Unwesen trieben. Davon erzählt das Buch „Sagen und Geschichten der Kulturlandschaft Lewitz“, bereits in zweiter Auflage und als E-Book erschienen. Eine weitere Version mit bereits 243 Geschichten, davon ein Teil auf Plattdeutsch, erschien Ende 2019, seit Anfang 2021 ist mit „Sagen und Geschichten der Kulturlandschaft Lewitz up Platt“ nun die erste komplett niederdeutsche Version erhältlich.
Rund 50 Sagentafeln, die überall in der Lewitz verteilt sind, weisen auf sagenhafte Begebenheiten hin, die sich genau dort ereignet haben sollen. So fand Herzog Friedrich, ein begeisterter Jäger, bei Friedrichsmoor einst einen schlafenden Köhler in einer uralten Eiche vor. Dieser hieß ebenso Friedrich, damals war es in der Lewitz vielerorts morastig – und der Name Friedrichsmoor war geboren. Weitere Sagen thematisieren Streifzüge von Frau Waur und ihren wilden Hunden, den Draak, Riesen, weiße Frauen, geheimnisvolle Lichter in Kirchen oder zu Stein erstarrte Knaben.
Als nächstes Projekt werden die Tafeln in Kooperation mit dem Verein Lewitz e.V. mit QR-Codes ausgestattet, die auf weitere Informationen zu den Lewitzer Sagen verweisen. In der Figur des „sagenhaften Köhlers“ führt Frank Löser Interessierte über den Walderlebnispfad Friedrichsmoor oder rund um die Forstscheune Bahlenhüschen, wo Köhler in sogenannten „Bohlenhäuschen“ lebten und Holzkohle für die damals dort ansässige Glashütte produzierten. Damit wäre auch die Herkunft des Namens Bahlenhüschen geklärt.
Vielen Stunden flossen in die Recherche und Aufbereitung der Sagen. Die Finanzierung der Sagentafeln zu klären, erwies sich ebenfalls als Mammutaufgabe. Zeit, die Familie Löser gerne investiert hat, um das immaterielle Kulturgut der Lewitz zu erhalten. Weil es ihr einfach am Herzen liegt.
Immer unterwegs und in Action
Als wenn Sagen und Leckereien noch nicht genug sind: Frank und Evemarie engagieren sich auch im Verein Forstscheune Bahlenhüschen. An der Scheune will eine Streuobstwiese gepflegt werden, aus den Äpfeln wird frischer Saft gepresst. Zum jährlichen Tannenbaumverkauf wird ein kleiner Weihnachtsmarkt auf die Beine gestellt. Etwa alle zwei Jahre zum Köhlerfest errichten die Vereinsmitglieder einen Meiler aus Lewitzer Buchenholz. Wenn er schwelt, muss er 24 Stunden am Tag bewacht werden. Und so haben sich auch beide Lösers schon die eine oder andere Nacht um die Ohren gehauen.
Als begeisterte Wanderer und Spaziergänger haben sie in der Region schon so viel zu Fuß erkundet, dass sie so gut wie jeden Winkel kennen wie ihre eigene Westentasche. Haben Gruppen geführt und anschließend bei Punsch und Kerzenschein eine Lesung in der Forstscheune abgehalten.
Auch wenn das rührige Paar so langsam etwas kürzertreten möchte, wird es noch lange nicht die Hände in den Schoß legen. Dazu sind beide einfach noch zu fit und aktiv – und zu sehr im Herzen mit ihrer zweiten Heimat Lewitz verbunden.
Weitere Tipps und Infos
Wanderung mit dem "sagenhaften Köhler" rund um die Forstscheune Bahlenhüschen
Köhlerfest Bahlenhüschen
Kartoffelwanderweg Lewitz
Buchtipps Rezepte, Tipps & Tricks zu heimischen Leckereien von Frank und Evemarie Löser
Die sagenhafte Lewitz - Sagenpfad, Sagensteine und Buchtipps
Kartoffelmarmelade - Rezept von Familie Löser aus ihrem Buch "Kartoffeln - Herkunft, Heilwirkungen und Rezepte"
Zutaten: 300 g Kartoffeln, 300 g Äpfel, 400 ml Apfelsaft, 20 ml Rum, 2 Zitronen, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Päckchen Gelierzucker 2:1
Kartoffeln waschen, schälen, fein raspeln. Äpfel waschen, schälen, Kerngehäuse entfernen, fein raspeln. Zitronensaft auspressen. Alle Zutaten im Topf mit dem Gelierzucker mischen, gut umrühren und zum Kochen bringen. Etwa 4 Min. sprudelnd kochen lassen, Gelierprobe machen. Marmelade in Gläser füllen, fest verschließen und zum Abkühlen kopfüber aufstellen.
Gänseblümchenblütengelee - Rezept von Familie Löser aus ihrem Buch "Wildblüten- und Kräutergelées - außergewöhnliche Rezepte von Akazie bis Zitronenverbene"
Zutaten: 150 g Blüten, 600 ml Apfelsaft, 1 Zitrone, 500 g Gelierzucker 2:1
Vom Gänseblümchen nur die Blütenköpfe ohne Stiel waschen und auf Küchenkrepp trocken tupfen. Die Blüten im Apfelsaft kurz aufkochen, abstellen und über Nacht ziehen lassen. Dann abseihen, den Sud mit dem Saft der Zitrone und Gelierzucker mischen, gut umrühren. Kurz aufkochen und weitere 4 Minuten sprudelnd kochen lassen. Nach der Gelierprobe heiß in Gläser füllen, fest verschließen und kopfüber zum Abkühlen aufstellen.
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