Geschichtliches zur Lewitz
Von ersten steinzeitlichen Siedlungen bis zum heutigen Europäischen Vogelschutzgebiet
Steinzeit und Versumpfung
Erste Siedlungsplätze auf sandigen Horsten am Rande der Lewitz gehen auf etwa 8.000 vor Christus zurück, als mittelsteinzeitliche Jäger, Sammler und Fischer das Gebiet für sich entdeckten. Ab 3.000 vor Christus wurden die Menschen sesshaft und ernährten sich zunehmend von Ackerbau und Viehzucht. Um 500 vor Christus setzte sich subatlantisches Klima durch, das die Lewitz zunehmend versumpfen ließ und feuchte Bruchwälder hervorbrachte.
Slawische Vergangenheit
Der Name Lewitz entstammt dem slawischen Wort „lowit“, was so viel wie „jagen“ im engeren und „Jagdrevier“ oder „wildreiche Gegend“ im weiteren Sinne bedeutet. Nach der Völkerwanderung trafen ab dem sechsten Jahrhundert slawische Siedler vom Stamm der Obotriten aus den russisch-ukrainischen Pribetsumpfgebieten in Mecklenburg und der Lewitz ein. Sie gaben den späteren Ortschaften, Flüssen und besonderen Stätten der Lewitz ihre Namen. Auch besiedelte bis in das 11. Jahrhundert hinein der slawische Volksstamm der Wenden das Gebiet und errichtete Siedlungen und Wälle. Nachdem der slawische Fürst Niklot 1137 die Alleinherrschaft über die slawischen Stämme der Obotriten, Kessiner und Zirzipanen übernommen hatte, schlug der Sachsenherzog Heinrich der Löwe ihn 1160 nieder und begann, die ansässigen Slawen unter Zwang zu christianisieren.
Beginn der Landwirtschaft
Am Ende des 12. Jahrhunderts ließen sich deutsche Bauern in Ortschaften wie Plate, Consrade, Mirow, Banzkow oder Spornitz nieder. Sie begannen im 13. Jahrhundert, große Teile des Urwaldes zu roden, um Ackerland zu gewinnen und Brennholz für die Raseneisenerz- und Glasverhüttung, Papier- und Pulvermühlen zu liefern. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Städte Neustadt-Glewe und Crivitz.
Ritter, Herzöge und Anfänge der Karpfenzucht
Die mecklenburgischen Herzöge spielten eine dominierende Rolle vom 14. bis ins 19. Jahrhundert. Herzog Albrecht von Mecklenburg ließ 1359 die Burg Neustadt-Glewe fertigstellen. Er und seine Nachfolger übertrugen der Ritterschaft Im 14. und 15. Jahrhundert wichtige Ämter und Rechte. Unfreien Bauern oblag es im 16. Jahrhundert, die Elde zu kanalisieren, schiffbar zu machen sowie ein netzartiges Grabensystem zur Entwässerung auszuheben. Damit veränderte sich der Charakter der Lewitz zusehends. 1566 wurde die Banzkower Schleuse gebaut, die den Wasserstand des Schweriner Sees regelt. Schilder weisen heute auf den alten Frachtweg zwischen Hamburg und Stettin hin, der auch durch die Lewitz verlief. In das 18. Jahrhundert fällt die Errichtung der heute noch sehenswerten (Jagd-)Schlösser Friedrichsmoor und Ludwigslust. Während Herzog Friedrich von Mecklenburg um 1777 veranlasste, den Waldbestand zu schützen und von 1820 bis 1860 große Flächen wieder bewaldet wurden, entstanden die Müritz-Elde-Wasserstraße, der Störkanal, weitere Wasserstraßen und mehrere Schleusen. Nördlich des Störkanals wurden 1897 die ersten 20 Hektar Karpfenteiche angesiedelt.
Vom Naturschutzgebiet über Melioration zum Europäischen Vogelschutzgebiet
Bis 1939 vergrößerte sich die Teichfläche auf über 500 Hektar. Nach Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg, in den fast alle Männer einziehen mussten, wurde 1950 wieder mit der Fischzucht begonnen. 1952 erreichte das Mosaik mit 32 Teichen auf einer Fläche von 830 Hektar sein heute noch existentes Maß. 1938 gingen über 7.000 Hektar einschließlich Fischteiche, Teile der Landesforste Friedrichsmoor und Lewitzniederung in das Naturschutzgebiet „Die Lewitz“ über. Dieser Status wurde 1963 wieder aufgehoben, nachdem von 1958 bis 1962 erste große Meliorationsmaßnahmen erfolgt waren, um den Boden besser landwirtschaftlich nutzen zu können. Dafür entstand ein Landschaftsschutzgebiet Lewitz und die kleineren Naturschutzgebiete „Fischteiche in der Lewitz“, „Friedrichsmoor“, „Töpferberg“ und das Flächennaturdenkmal „Hühnerberg“.
Intensive Landwirtschaft gipfelte schließlich in eine zweite große Meliorationsperiode von 1976 bis 1980. Das Grundwasser der Lewitzniederung senkte sich ab, noch vorhandene Niedermoorwiesen wurden zurückgedrängt. Dies hatte einen erheblichen Artenschwund vieler Tier- und Pflanzenarten zur Folge.
1992 schließlich wurde die Lewitz mit einer Gesamtfläche von 15.890 Hektar zum Europäischen Vogelschutzgebiet deklariert. Seitdem konnten einige Teiche im Winter mit Wasser befüllt bleiben, um von Vögeln als Nahrungs- und Schlafgewässer genutzt werden zu können. Ebenso bestehen heute die Fauna-Flora-Habitate (FFH) „Neustädter See“ und „Wälder in der Lewitz“.
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